Burnout-Prävention in der Landwirtschaft Projekt 2.0 – Präventionsmassnahmen verankern und umsetzen

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Burnout-Prävention in der Landwirtschaft 2.0 – Präventionsmassnahmen verankern und umsetzen

Nach dem ersten erfolgreichen Projekt 1.0 und der Lancierung einer Burnout-Plattform  führen der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband SBLV und die OST – Ostschweizer Fachhochschule – ihr gemeinsames Engagement zur Burnout-Prävention in der Landwirtschaft fort. Mit dem zweiten Projekt „Burnout-Prävention 2.0“ wird die Initiative schweizweit umgesetzt und erweitert.

Im Mittelpunkt steht die Förderung der psychischen Gesundheit von Menschen in der Landwirtschaft. Das Projektteam baut auf den Erkenntnissen der ersten Phase auf und entwickelt neue Angebote zur Sensibilisierung, Früherkennung und Unterstützung.

Die Plattform „Überlastung und Burnout-Prävention“ bleibt dabei zentraler Bestandteil des Projekts – sie bietet praxisnahe Informationen, Erfahrungsberichte und Anlaufstellen für Betroffene und Interessierte.

Mehr über den Start des Projekts 2.0 und die geplanten Aktivitäten lesen Sie in der aktuellen Medienmitteilung:

Weiterführende Informationen zum Projekt 2.0

Ausgangslage
Landwirtinnen und Landwirte stehen heute unter grossem Druck: Hohe Investitionen, finanzielle Risiken, viele Vorschriften, lange Arbeitstage, kaum Freizeit, ständiger Zeitdruck und Konflikte zwischen den Generationen belasten den Alltag stark. Diese Kombination aus Arbeitsstress und persönlichen Sorgen kann zu ernsthaften Krisen führen – im schlimmsten Fall bis hin zum Suizid. Oft werden Hilfsangebote gar nicht oder erst zu spät in Anspruch genommen.

Zwar gibt es bereits verschiedene regionale Beratungsstellen, doch sie sind kaum miteinander vernetzt. Viele Angebote sind fachlich, finanziell oder organisatorisch nicht ausreichend abgestützt, um eine wirksame Gesundheitsprävention sicherzustellen. Damit Burnout-Prävention in der Schweizer Landwirtschaft langfristig funktioniert, braucht es eine neue, gemeinsame Lösung: ein gut erreichbares, überregionales Netzwerk, das Betroffene umfassend begleitet und unterstützt.

Die Charta als Grundlage der Zusammenarbeit
Im ersten Projekt zeigte sich klar: Neue Präventionsmassnahmen sind nur dann erfolgreich, wenn sie von vielen Akteuren gemeinsam getragen und weiterentwickelt werden. In Gesprächen und Netzwerktreffen wurde deutlich, dass ein grosses Bedürfnis nach besserer Koordination besteht – und gleichzeitig der Wunsch nach klaren Regeln für die Zusammenarbeit.

Aus diesem Grund haben die beteiligten Organisationen gemeinsam eine Charta erarbeitet. Sie bildet die Grundlage für eine überkantonale Ostschweizer Plattform zur Burnout-Prävention in der Landwirtschaft. Die Charta legt fest, wie die Zusammenarbeit funktioniert, welche Werte und Ziele gelten und worauf bei der Entwicklung von Angeboten, der Ausbildung von Peers und Sentinels sowie der Öffentlichkeitsarbeit geachtet wird.

Ein wichtiger Teil der Charta ist die Sensibilisierung: Neben der Früherkennung spielt auch die Aufklärung und Information der Öffentlichkeit eine zentrale Rolle, um Burnout vorzubeugen.

Die Charta ist offen gestaltet – sie kann jederzeit von weiteren Partnerorganisationen aus der ganzen Schweiz unterzeichnet werden. So wächst das Netzwerk Schritt für Schritt und stärkt die gemeinsame Arbeit für eine nachhaltige Burnout-Prävention in der Landwirtschaft.

Projektziel Burnout-Prävention 2.0

Das Projekt verfolgt drei zentrale Ziele, die durch aufeinander abgestimmte Arbeitspakete umgesetzt werden:

Erweiterung und Intensivierung eines schweizweiten Netzwerkes (Arbeitspaket 1)

Im Arbeitspaket 1 steht die schweizweite Erweiterung und Intensivierung des bestehenden Netzwerks im Fokus. Dies erfolgt zunächst durch die systematische Erfassung, Abgleichung und Verbindung bestehender Beratungsorganisationen und Beratungspraxen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Einbindung von Peers (ehemals Betroffene von Stresserkrankungen) und Brückenpersonen (Akteure aus dem Umfeld der Landwirtinnen und Landwirte wie Milchannahmestellen, Genossenschaften, Treuhänder, Besamungstechniker, Tierärztinnen und Tierärzte).
Betroffene, Interessierte und Unterstützende werden durch Erfahrungsberichte, Diskussionsrunden, Themenabende und Webinare auf Verlaufsformen eines Burnouts sowie auf mögliche Hilfen aufmerksam gemacht. Gleichzeitig dienen diese Formate dazu, Peers und Brückenpersonen anzuwerben.
Diese Netzwerkerweiterung bildet die unverzichtbare Grundlage für die Verbreitung und Nutzung der Weiterbildungsangebote. Durch regelmässige schweizweite Netzwerkveranstaltungen fliessen aktuelle Projektstände in die Treffen ein, und es können im Sinne eines iterativen Evaluationsprozesses weitere Ideen und Anregungen zur Projektarbeit diskutiert und in die Ergebnisse einbezogen werden.

Professionalisierung des Beratungsnetzwerks (Arbeitspaket 2)

Im Arbeitspaket 2 wird die Professionalisierung des Beratungsnetzwerks vorangetrieben. Zentral ist dabei die Entwicklung eines Qualitätsstandards für das Präventionsnetzwerk, welche sich an bestehenden Standards und Erfahrungen orientieren.
Darauf aufbauend werden Mindestanforderungen für Beratungsdienste, Peers und Brückenpersonen festgelegt. Die Weiterbildungsangebote werden auf verschiedenen Stufen und in verschiedenen Grössenordnungen konzipiert: von Kurzseminaren an landwirtschaftlichen Schulen über aufsuchende Bildungsarbeit (Kurzvorträge in abgelegenen Regionen oder bei landwirtschaftlichen Veranstaltungen) bis zu mehrtägigen Ausbildungs- und Weiterbildungsmodulen, aber auch informative Angebote, wie Podcasts oder Videos.
Begleitend zur Konzeption der Weiterbildungsprogramme werden Lehr- und Kommunikationsmaterialien für die Aus- und Weiterbildung der verschiedenen Beratungsprofile erstellt. Dabei werden die verschiedenen Rollenprofile (Brückenpersonen, Peer-Beratende und professionelle Beratende) und deren Kompetenzen systematisiert sowie das Zusammenspiel der verschiedenen Rollen im Beratungsnetzwerk beschrieben. Die genaue Form der Lehrmaterialien – ob interaktive Lehrvideos, rollenspezifische Lehrhefte oder ein integriertes Lehrbuch – wird im Rahmen des Projektes anhand von Interviews und Netzwerktreffen mit Fachpersonen entschieden.

Weiterentwicklung der SBLV-Webplattform (Arbeitspaket 3)

Im Arbeitspaket 3 wird während der gesamten Projektlaufzeit eine tragfähige Lösung für den mittel- und langfristigen Unterhalt, Weiterbetrieb und Aktualisierungen der SBLV Web-Plattform «Burnout-Prävention in der Landwirtschaft» entwickelt. Die SBLV-Webseite wird als zentrale Informationsplattform weiterentwickelt und verwendet. Das Projektteam und Netzwerk gewährleistet, dass Erkenntnisse, ausgearbeitete Beratungsinstrumente sowie weiterführende Informationen (Beratungs- und Weiterbildungsangebote, Aufklärungsveranstaltungen) über die Plattform zur Verfügung gestellt werden.
Während der Laufzeit wird die Plattform sukzessive konzipiert und durch das Netzwerk validiert. Die inhaltliche Gestaltung wird dabei schrittweise durch die Projektinhalte befüllt. Flankierend dienen regelmässige Kommunikationsmassnahmen ausgehend von der Web-Plattform dazu, Veranstaltungen, Erfahrungsberichte, Diskussionsrunden, Webinare, Themenabende und Netzwerkanlässe bekanntzumachen sowie Aktivitäten und Vernetzungen zu dokumentieren.

Nutzen des Projekts

Für Betroffene und ihre Familien

Jede verhinderte Burnout-Erkrankung bedeutet weniger Leid und Entlastung für Betroffene und Angehörige. Der einfache Zugang über Peers und Brückenpersonen hilft, dass Menschen in Krisen frühzeitig Hilfe in Anspruch nehmen und Unterstützung finden. Das Projekt stärkt die Prävention und Sensibilisierung in der Landwirtschaft und befähigt Betroffene, Risiken rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.

Für die Landwirtschaft

Das Projekt führt die Ergebnisse aller Arbeitspakete zu einem starken, schweizweiten Unterstützungsnetzwerk zusammen. Dieses verbessert die Beratung, stärkt die Zusammenarbeit und macht Hilfsangebote sichtbarer. So trägt das Projekt zur Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Menschen in der Landwirtschaft bei – und stärkt die Branche insgesamt.

Volkswirtschaftlicher Nutzen

Weniger Burnout-Fälle bedeuten weniger Ausfälle, tiefere Kosten und langfristig eine nachhaltigere, stabile Landwirtschaft. Gesunde Landwirtinnen, Landwirte und Bäuerinnen sind die Grundlage für eine leistungsfähige und zukunftsfähige Branche.

Mitmachen und Teil des Netzwerks werden

Das Projekt kann nur durch die aktive Beteiligung vieler Partner zum Erfolg werden. Wir laden kantonale Bauernverbände, landwirtschaftliche Bildungszentren, Beratungsorganisationen, Sozialberatungsstellen und alle im landwirtschaftlichen Umfeld tätigen Organisationen herzlich ein, Teil dieses innovativen Netzwerks zu werden.

Was bedeutet die Mitarbeit konkret?

  • Unterzeichnung der Charta: Durch die Unterzeichnung der Charta zur Burnout-Prävention in der Landwirtschaft bekunden Sie Ihre Unterstützung für die gemeinsamen Ziele und Werte
  • Aktive Netzwerkbeteiligung: Teilnahme an regelmässigen schweizweiten Netzwerktreffen zum Austausch und zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Angebote
  • Verbreitung von Informationen: Bekanntmachung der Angebote, Weiterbildungen und Materialien in Ihrer Region und Ihrem Netzwerk
  • Identifikation und Begleitung von Peers und Brückenpersonen: Unterstützung bei der Gewinnung und Begleitung von Personen, die als Peers oder Brückenpersonen tätig werden möchten
  • Integration in bestehende Strukturen: Einbindung der Weiterbildungsangebote in Ihre Aus- und Weiterbildungsprogramme

Warum sollten Sie mitmachen?

Die psychosozialen Risiken in der Landwirtschaft nehmen zu, und keine Organisation kann diese Herausforderung allein bewältigen. Durch die Zusammenarbeit im Netzwerk profitieren alle Beteiligten:

  • Zugang zu wissenschaftlich fundierten Weiterbildungsmaterialien und Beratungsinstrumenten
  • Austausch von Best Practices und Erfahrungen mit anderen Organisationen
  • Stärkung der eigenen Beratungs- und Unterstützungsangebote
  • Beitrag zu einer wirksamen und nachhaltigen Lösung für die gesamte Branche
  • Positionierung Ihrer Organisation als verantwortungsvoller Partner in einem wichtigen gesellschaftlichen Thema

Das schweizweite Netzwerk ist bereits im Aufbau: Wichtige Partner wie der Schweizer Bauernverband sowie der Verein Hofkonflikt/Conflit Rural tragen die Idee eines gesamtschweizerischen Konzeptes mit. 

Wie können Sie mitmachen?

Wenn Sie Interesse haben, Teil dieses wichtigen Netzwerks zu werden, kontaktieren Sie uns. Gemeinsam können wir die Burnout-Prävention in der Landwirtschaft schweizweit stärken und vielen Menschen helfen, gesund zu bleiben oder wieder gesund zu werden.

Kontakte

Schweizerischer Bäuerinnen- und Landfrauenverband
Gabi Schürch, Vizepräsidentin und Präsidentin Fachbereich Familien- und Sozialpolitik
Kathrin Bieri, Geschäftsführerin und Mitglied Fachbereich Familien- und Sozialpolitik

OST – Ostschweizer Fachhochschule
Prof Dr. Oliver Christ, Wissenschaftliche Co-Leitung
Prof. Dr. Stefan Paulus, Wissenschaftliche Co-Leitung

Weitere Informationen

Charta zur Prävention in der Landwirtschaft
Laufzeit: 01.09.2025 – 29.02.2028
Projektfinanzierung: Gefördert durch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW)
Kooperation: Schweizerischer Bäuerinnen- und Landfrauenverband SBLV und OST – Ostschweizer Fachhochschule (Department Soziale Arbeit und Institut für Organisation und Leadership, Department Wirtschaft)

Plattform Burnout & Überlastung

Finden Sie hier Informationen, Anzeichen und Hilfestellungen rund um das Thema Überlastung und Burnout-Prävention.

Anzeichen – Indikatoren

Welche Anzeichen sind typisch für eine Burnout-Erkrankung?

Prävention und Hilfsangebote

Hier finden Sie Anlaufstellen und Ansprechpersonen für Burnout-Präventionen sowie Informationen zu verfügbaren Hilfsangeboten.

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