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Setzlingsanzucht

Autorin:
Debora Heusser

Im Projekt #ALMA des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes (SBLV) geben Bäuerinnen und Landfrauen ihr wertvolles Wissen weiter.

Sie verraten ihre Tipps & Tricks zu den Themen Kochen, Garten, Gesundheit & Beauty, Upcycling und Haushalt.

Der Entscheid, ob die Setzlinge für unseren Garten zugekauft oder selbst angezogen werden hängt von verschiedenen Faktoren wie Zeit, Sortenwunsch und nicht zuletzt von den Bedingungen, die wir den Jungpflanzen bieten können, ab. Vor allem im zeitigen Frühjahr ist es oft schwierig, für die Setzlingen einen optimalen Standort mit angemessener Wärme und genügend Licht zu finden, an dem sie sich zu starken Jungpflanzen entwickeln können. Andererseits ist die Sortenauswahl bei Setzlingen im Fachhandel oftmals sehr beschränkt, diejenige beim Saatgut aber breit gefächert. Da kann es sich für den guten Geschmack oder die spezielle Form und Farbe durchaus lohnen, sich die Setzlinge selbst zu ziehen.

Vorbereitungen / Material

Vor allem für feines Saatgut ist es empfehlenswert, die Aussaaterde im Fachhandel zu beziehen. Als Anzuchterde eignet sich am besten ein lockeres, torffreies, ungedüngtes Substrat, das eine gute Wasserspeicherfähigkeit hat. Wer sich das Anzuchtsubstrat selbst mischen will, nimmt dazu einen Teil fein gesiebte Gartenerde, einen Teil Sand und einen Teil fein gesiebter Kompost. Diese Mischung stellt man am besten schon im Herbst her und nimmt sie einige Tage vor Gebrauch an die Wärme.

Als Aussaatschalen eignen sich verschiedenste Verpackungsmaterialien wie Kunststoffobstschalen, Tonschalen, Spankistchen oder auch Eierkartons, wobei es da zu beachten gibt, dass diese eine beschränkte Lebensdauer haben und gerne austrocknen, da die Flüssigkeit auch über die Wände verdunstet. Der Fachhandel bietet ebenso eine breite Palette an verschiedensten Aussaatgefässen.

Aussaat

In das ausgewählte Gefäss wird nun Erde eingefüllt und mit einem flachen Holz oder auch von Hand gut angedrückt. Danach wird die Erde ge­gossen. Nun werden die Samen darauf gestreut und leicht angedrückt. Dann wird die Saat mit einer dünnen Erdschicht abgedeckt. Diese Erdschicht sollte etwa ein bis zweimal so hoch sein wie die Samendicke. Eine Ausnahme davon bilden die Lichtkeimer wie Salat, Sellerie, Kresse und die meisten Kräuter. Ihre Samen müssen nicht abgedeckt werden.

Bis zur Keimung kann die Saatschale mit einer Haube, einer Glasplatte oder mit Klarsichtfolie abgedeckt werden. Das keimende Samenkorn darf nie austrocknen. Wird die Anzuchterde zu Beginn gut gegossen, braucht es aber kaum mehr zusätzliches Wasser bis zur Keimung. Anschliessend werden sie Jungpflanzen mässig feucht gehalten.

Jede Pflanze hat eine Mindestkeimtemperatur und eine optimale Keimtemperatur. Meistens liegen diese um 15 – 20°C, bei wärmeliebenden Pflanzen wie Tomaten oder Auberginen bei 20 – 25°C. Sobald sich die Keimlinge zeigen, braucht unser Saatschale viel Licht. Dabei täuscht uns das Auge oftmals. Gerade in den ersten Monaten des Jahres ist unsere Fensterbank für die Setzlingsanzucht oft zu dunkel und die Wohnstube ­etwas zu warm. Stimmt aber das Verhältnis von Licht und Wärme nicht, so erhalten wir schwache und bleiche Keimlinge, die Richtung Licht wachsen. Um dem vorzubeugen, sollten die jungen Pflänzchen, wenn immer möglich tagsüber nach draussen gestellt werden. Salatsetzlinge können bereits bei Temperaturen über 5°C nach draussen, Tomaten brauchen mindestens 10°C. Die Nacht verbringen die empfindlichen Pflanzen aber gerne im Haus. Auf direkte Sonneneinstrahlung sollte anfänglich verzichtet werden, da sie die Pflanzen verbrennen kann.

Pikieren

Frühstens wenn sich die ersten richtigen Blätter an unseren Jungpflanzen zeigen und spätestens wenn sie zu eng in unserer Saatschale stehen, werden sie in Mehrtopfplatten oder einzelne Töpfe versetzt. Diese werden mit normaler, torffreier Blumenerde gefüllt. Dann werden die starkwüchsigsten und kräftigsten Pflanzen sorgfältig aus der Aussaatschale genommen. Dazu kann beispielsweise eine Gabel verwendet werden. Die Wurzeln der Pflänzchen darf man um ca. ein Drittel einkürzen, da dies das Wurzelwachstum anregt. Nun wird mit einem Pikierstab oder einem Bleistift ein Loch in die Erde des neuen Topfs gemacht und das Pflänzchen sorgfältig hineingesetzt. Dabei ist es wichtig, dass die Wurzeln gerade nach unten zeigen.

Die Setztiefe ist meist wieder identisch mit der bisherigen. Salat, Knollensellerie und Fenchel dürfen hoch stehen, damit sie schöne Knollen bzw. Köpfe entwickeln, Tomaten, Peperoni und andere Pflanzen, die am Stamm noch Wurzeln ausbilden können, dürfen etwas tiefer gesetzt werden. Im Einzeltopf bleiben unsere Jungpflanzen nun, bis sie sich zu kräftigen Setzlingen entwickelt haben. Diese werden dann langsam an die direkte Sonne gewöhnt und anschliessend ausgepflanzt. Der ganze Prozess von der Aussaat bis zum fertigen Setzling dauert je nach Art und Zeitpunkt im Jahr zwischen 5 – 8 Wochen.

TIPPS

  • Wurzelgemüse wie Rüebli, Pastinaken oder Schwarzwurzeln direkt ins Gartenbeet säen, da ihre Wurzeln ein Umpflanzen nur schlecht überstehen.
  • Pflanzen mit grossen Samen wie Gurken, Melonen oder Kürbis direkt in einem einzelnen grösseren Topf ziehen und nicht pikieren.
  • Spätgemüsesetzlinge direkt im Beet anziehen und statt pikieren evtl. versetzen.

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